Eine "Route Napoléon" gibt's nicht nur in Südfrankreich, sondern nun auch im Thurgau. Auf dieser Wanderung begegnen Sie verschiedenen heute noch sichtbaren Zeitzeugen aus der Zeit der napoleonischen Familie im Thurgau.
Hoffentlich bleiben Sie aber - anders als Napoleon I. - nach dieser "Route Napoléon" noch länger als 100 Tage in Amt und Würden!
Die Wanderung ist nicht ausgeschildert, Sie müssen also eine Karte zu Hilfe nehmen. Dazu haben Sie folgende praktische Möglichkeiten:
Auf diesem Link können Sie die Wanderung auf Ihrem PC aufrufen:
Karte vorgängig speichern!
Eigentlich müssten Sie gar keine Karte mehr auf die Wanderung mitnehmen und könnten die ganze Wanderung online mit dem Handy machen - aber der Swisscom-Empfang ist in dieser Region leider sehr "löchrig" und weist grosse Funklöcher auf. Speichern Sie die Karte deshalb schon vor der Wanderung auf Ihrem Handy, damit Sie sie dann offline aufrufen können.
Der Weg ist nicht schwer zu finden. Am schwierigsten ist vielleicht gleich der Beginn der Wanderung in Salenstein, deshalb habe ich Ihnen den entsprechenden Kartenausschnitt hier noch vergrössert.
Es gibt natürlich viele Möglichkeiten, diese Wanderung zu begehen, abzuändern oder abzukürzen.
Starten Sie beim Schloss und Napoleonmuseum Arenenberg, wo Louis Napoleon, der spätere Kaiser Napoleon III., als Jugendlicher und junger Erwachsener gelebt hatte.
Arenenberg liegt nahe der Bahnstation Mannenbach-Salenstein und verfügt über einen grossen (aber kostenpflichtigen) Parkplatz.
Vielleicht besuchen Sie als Auftakt ja gleich das Museum im Schloss; es öffnet allerdings erst um zehn Uhr.
Schon bald kommen Sie beim Schloss Salenstein vorbei, das zu napoleonischer Zeit Charles Parquin gehörte.
Er war es, der zusammen mit Louis Napoleon den Bau des historischen Napoleonturms an die Hand genommen hatte.
Als Besitzer dreier Schlösser (Wolfsberg, Salenstein, Sandegg) geriet der Arme allerdings in finanzielle Schwierigkeiten und liess das halbe Schloss Salenstein abbrechen, um Unterhaltskosten zu sparen.
Frühlingsputz à la française...
Durchs wildromantische Rütelitobel gelangen Sie zur Burgruine Sandegg, von der leider nur noch die Grundmauern erhalten sind, nachdem sie 1833 abgebrannt war.
Louise Cochelet, die Kammerdienerin der Königin Hortense, hatte die Sandegg 1817 für sich gekauft - bis das Schloss nach der Heirat mit Charles Parquin auch in dessen Besitz gelangte.
Übrigens hauste 1000 Jahre zuvor ein Vogt namens Sintlaz auf der Burg - er hatte seinen Besitz, vor allem die Insel Reichenau, auf Geheiss des fränkischen Verwalters Karl Martell dem Mönch und Klostergründer Pirmin überlassen müssen. Die Reichenau hiess denn früher auch die "Sintlaz-Au".
Erhaschen Sie auf dem Weg über die Ebni einen Blick auf das Schloss Eugensberg.
Es trägt den Namen seines Erbauers Eugène de Beauharnais, des Bruders von Königin Hortense und des Stief- und Adoptivsohnes von Napoleon I.
Allerdings war es ihm nicht vergönnt, sich fest auf Eugensberg niederzulassen; er konnte seine Residenz nur zweimal kurz besuchen, bevor er 1824 erst 42-jährig starb.
Das Schloss ist letztes Jahr für 36 Millionen verkauft worden.
Steigen Sie zum Schützenhaus Salenstein beim Adelmoos auf und beachten Sie dort die Aussicht auf die Reichenau und den Untersee.
Diese Sicht können Sie nur noch eine Stunde später vom Turm aus toppen!
Wenn Sie nach Oberfruthwilen gelangen, finden Sie im ersten Haus links den Hofladen der Familie Gremlich.
Dort kaufen Sie eine fruchtige Zwischenverpflegung zur eigenen Stärkung, ein süsses Mitbringsel für die lieben Daheimgebliebenen oder ein Schnäpsli gegen Ihre
Höhenangst später auf dem Turm!
Einen ersten Durst löschen Sie in der Besenbeiz "Meiers Mostbeiz" im Eggishof.
Es ist den Sommer über an den Wochenenden geöffnet.
(Hier ist die Kontaktadresse).
Im Forstwerkhof Ermatingen gibt's ein WC und eine Grillstelle.
Bei "Grossanlässen" nehmen Sie bitte vorgängig Kontakt auf mit info@forst-ermatingen.ch.
Für Gruppen besteht sogar die Möglichkeit, sich von Familie Meier vom Mostbeizli (s. oben) einen Apéro zum Forstwerkhof bringen zu lassen.
Nach zweieinhalb Stunden gelangen Sie dann zum buchstäblichen Höhepunkt und Ziel Ihrer Wanderung, dem neuen Napoleonturm bei Hohenrain.
Der Aufstieg kann einem endlos vorkommen...
... doch oben angekommen, können Sie die herrliche Aussicht studieren, fotografieren und geniessen!
(Alles Wissenswerte zum alten und zum neuen Turm sowie zur Aussicht und zum Panorama finden Sie auf dieser Website).
An schönen Wochenenden hat das "Beizli zum Turm" geöffnet, gleich unterhalb des Reservoirs in Hohenrain.
Unter der Woche bestellen Sie im Restaurant Alpenblick in Gunterswilen ein "Napoleon-Bier" und beweisen der Wirtin, dass Sie auf dem Turm die Namen der Berggipfel gut auswendig gelernt haben! - Aber hüten Sie sich vor Hochstaplerei: Frau Wittwer kennt sich aus!
Das Schloss Wolfsberg war vor 200 Jahren eine Fremdenpension des Arenenbergs, die von Charles Parquin geführt wurde: Sie wissen ja jetzt, er war Mitinitiator des historischen Napoleonturms.
Der Wolfsberg ist heute ein Ausbildungszentrum der UBS. Besichtigen Sie das Parquin-Haus und die wunderschöne Terrasse also in "dezenter" Weise - mit gebührender Rücksichtnahme auf Seminare, Kurse und Bankgeheimnisse!
Besuchen Sie auch den neu renovierten und sehr eindrücklichen Eiskeller aus napoleonischer Zeit gleich neben der Strasse.
In Ermatingen steigen Sie in der "Auberge Napoléon" ab, dem Gasthaus Adler mitten im Dorfzentrum. Es ist übrigens das älteste Gasthaus im Kanton Thurgau.
Es war vor zweihundert Jahren die "Stammbeiz" von Louis Napoleon - sagen wir einmal eine von vielen.
Hören Sie hier in DRS aktuell, wie Hedi Blattner im Ermatinger Dialekt über das Hotel Adler erzählt (spulen Sie zu Minute 18).
In der Auberge Napoléon ein Napoleonbier trinken:
Wenn Sie nicht im "Napoleonstübli" dinieren, trinken Sie in der Gaststube unter den gestrengen Blicken von Napoleon I. ein Napoleon-Bier, wenn Sie nicht schon im Alpenblick eines gehabt haben!
(der Adler ist wegen eines Todesfalles verkauft worden. Der neue Besitzer sucht nun einen Pächter für das Restaurant; im Moment ist dieses also noch geschlossen)
Werfen Sie noch einen Blick in die Kirche Ermatingen: Hier fand 1837 die Abdankungsfeier für Königin Hortense mit 2'000 Trauergästen statt (die Kirche fasst aber nur 400 Personen, ich weiss auch nicht, wie das ging...).
1867 schenkte Louis Napoleon, mittlerweile Kaiser Napoleon III., der Kirchgemeinde Ermatingen ein neues Uhrwerk mit doppeltem Stundenschlag.
Als ÖV-Benutzer nehmen Sie in Ermatingen wieder den Zug.
Sonst geht es aber nochmals zu Fuss weiter, am besten auf dem See-Wanderweg. Kühlen Sie Ihre müden Beine im Strandbad Ermatingen (der "schönsten Badi am Bodensee") ab und stärken Sie sich im Badi-Beizli für den Endspurt.
Bald geht's die ehemalige "Avenue d'Ermatingen" (hier sagen wir "Zickzack-Weg") wieder hoch Richtung Arenenberg. Auf diesem Weg verlief früher die Zufahrt zum Schloss.
Im unteren Teil zweigen Sie aber rechts ab durch den Wald in den restaurierten Schlosspark.
Lustwandeln Sie auf Hortenses Spuren durch die Garten- und Parkanlagen des Schlosses.
Geniessen Sie die einmalige Aussicht von der Schlossterrasse aus - ein ganz besonders schöner Aussichtspunkt, wie Königin Hortense selbst immer wieder betont hatte (der Arenenberg sei "recht beengt, ziemlich heruntergekommen, aber sehr schön gelegen", meinte sie einmal vor dem Kauf).
In Ermangelung eines königlichen Hofmalers machen Sie hier ein Selfie, wie die meisten der heutigen durchlauchten Herrschaften.
Im Bistro "Louis Napoleon" bestellen Sie Ihr letztes Napoleonbier zusammen mit einem „Coupe Louis Napoléon“ - das passt zwar nicht zusammen, aber zum heutigen Thema!
Hier schliessen sich also der geschichtsträchtige Kreis und die Wanderroute wieder... Sie sehen: So viel "Napoleon" bekommen Sie sonst nirgends in fünf Stunden!
Wenn Sie diese Route Napoleon als Wanderung oder Jogging am Sonntagmorgen planen, dann starten Sie so, dass Sie genau um 9 oder um 10 Uhr auf dem Turm sind: dann hören Sie gleichzeitig von allen Seiten die Kirchenglocken, die den Sonntag oder den Gottesdienst einläuten.