Gottlieben


das Wahrzeichen von Gottlieben, das Schloss aus dem Jahr 1251
das Wahrzeichen von Gottlieben, das Schloss aus dem Jahr 1251

Ursprünglich ein Fischerdorf

Jahrhundertelang war Gottlieben vor allem ein Fischer- (und später auch ein Händler)dorf.

Gefischt wurde vornehmlich mit Fachen und Reusen im Rhein.


Fachen im Rhein vor Gottlieben; Ausschnitt aus dem Gemälde "Gründung der Reichenau" im Seitenschiff des Klosters Mittelzell
Fachen im Rhein vor Gottlieben; Ausschnitt aus dem Gemälde "Gründung der Reichenau" im Seitenschiff des Klosters Mittelzell
Flechtwerk für Fachen; Willy Müller, Gottlieben, 1952
Flechtwerk für Fachen; Willy Müller, Gottlieben, 1952

Fischerei-Abgaben in Gottlieben

 

Interessant ist die Stellung des Bischofs von Konstanz zu seinen Lehensfischern in Gottlieben. Die Lehensleute liefern ihrem Lehensherrn jedes Jahr 13000 Gangfische.

Ferner beansprucht der Bischof vom Fang mit der Segi 1000 Gangfische. Dieser Fang geht in dier Zeit von Dreikönigen und Maria Lichtmess (2. Februar) vor sich. Die Fischer sind ausserdem zur Abgabe aller grösseren Fische, die zwischen Marini (11. November) und Dreikönigen gefangen werden, verpflichtet. Diese Fische heissen «Unfische».

Die Fische, die einen Wert von über 6 Pfennig besitzen, müssen im Schloss abgegeben werden. Fische unter diesem Wert dürfen die Fischer für sich behalten.

 

Von den «niederen Fachen» unterhalb Gottliebens werden dem Bischof jährlich 1200 Gangfische gebracht. Zahlen die Lehensleute diesen Zins, so erhalten sie sechs Quart Wein und 24 Brote. Werden die Fische vor Dreikönigen gefangen, so sind sie grün abzugeben, nachher in gedörrtem (geräuchertem) Zustand.

Die Fachen werden jedes Jahr ausgebessert. Zu diesem Zweck dürfen die Lehensfischer sechs «Karren» von Holz und «Gerten» im Tegerwiler Wald holen. 

 

aus den Schriften des Vereins für den Bodensee, 1910


Fischerei mit der Segi. Das Bild zeigt allerdings Ermatinger Fischer, mit denen die Gottlieber regelmässig in heftigen Streit gerieten
Fischerei mit der Segi. Das Bild zeigt allerdings Ermatinger Fischer, mit denen die Gottlieber regelmässig in heftigen Streit gerieten
einer von den 13'000 geräuchten Gangfischen
einer von den 13'000 geräuchten Gangfischen


Gottlieben als Konkurrenzstädtchen zu Konstanz


anonymer Stahlstich, 1860. Thurgauer Jahrbuch 1975
anonymer Stahlstich, 1860. Thurgauer Jahrbuch 1975

Um 1250 war der Konstanzer Bischof Eberhard II. auch Stadtherr über Konstanz. Mit deren Bürgern lag er aber in Streit, weil sie nach mehr Autonomie strebten.

So plante der Bischof ein nahes Städtchen als "Konkurrenz" zu Konstanz, über das er den Handelsverkehr umleiten und durch diesen wirtschaftlichen Druck die Konstanzer Bürgerschaft in die Knie zwingen wollte: Gottlieben lag dazu strategisch ideal. Ab 1251 wurde es denn auch so erbaut, mit umlaufendem Wassergraben, einer neuen Rheinbrücke und einer schützenden Burg - dem heutigen Schloss Gottlieben.

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Gründung von Gottlieben
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Schloss Gottlieben; Lithographie von Johann Friedrich Wagner 1840. Aus "Ansichten von Burgen, Ruinen und Schlössern der Schweiz" 1844
Schloss Gottlieben; Lithographie von Johann Friedrich Wagner 1840. Aus "Ansichten von Burgen, Ruinen und Schlössern der Schweiz" 1844

Ein wichtiger Handelsplatz

Tafel Gottlieben als Station der "Salzstrasse"
Tafel Gottlieben als Station der "Salzstrasse"

Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte Gottlieben unter anderem wegen seiner günstigen Verkehrslage am Rhein einen wirtschaftlichen Aufschwung als Handels- und Umschlagplatz, vor allem von Salz, Eisen und Wein. 1678 erhielt Gottlieben das Marktrecht. Obwohl sich in Gottlieben bereits im 19. Jahrhundert kleinere Industrien ansiedelten (Knopffabrik, Rosshaarspinnerei), bildeten bis nach der Mitte des 20. Jahrhunderts Fischerei, Handwerk und Handel den Haupterwerb der Bevölkerung. Nach 1945 entwickelte sich der Tourismus, so dass heute neben zwei Bootswerften und der bekannten Hüppenbäckerei die Gastronomie in Gottlieben der wichtigste Arbeitgeber ist.

Wikipedia



Thurgauischer Bezirkshauptort

1678 verlieh der eidgenössische Landvogt Gottlieben das Marktrecht, und so entwickelte sich das Dorf zu einem bedeutenden Warenumschlag- und Stapelplatz (mit einem Gredhaus beim heutigen Waaghaus, aber auch mit den prächtigen Handelshäusern am Dorfplatz).

 

Der Einmarsch der Franzosen 1798 beendete die bischöfliche Herrschaft von Gottlieben, doch die neue Verfassung machte die kleine, aber bedeutsame Ortschaft zum Hauptort eines der acht thurgauischen Distrikte.

Aquarell von Johann Jakob Wetzel; um 1830
Aquarell von Johann Jakob Wetzel; um 1830

Als sich der Warenverkehr im 19. Jahrhundert zunehmend vom Wasser auf die Strasse und die Schiene verlagerte, begann der wirtschaftliche Niedergang, dem auch bald der politische folgte: 1874 verlor Gottlieben seine Stellung als Bezirkshauptort ans aufstrebende Kreuzlingen.


Berühmte Gefangene im Westturm des Schlosses


1251 liess Bischof Eberhard II. wie erwähnt die Burg Gottlieben als wehrhafte und eindrückliche Doppelturmanlage bauen. Sie war dem Bischof sicherer Sitz vor den Toren der

Stadt und entwickelte sich zu einer seiner beliebtesten Nebenresidenzen.

 

Welche berühmten und sogar illustren Persönlichkeiten im Holzkerker oben im Westturm zu leiden hatten, lesen Sie hier:

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Gefangene im Westturm
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Jan Hus


Besuchen Sie in Konstanz den Hussenstein, wo die beiden Vorreformatoren Jan Hus und Hieronymus von Prag am Konzil von Konstanz nach der Einkerkerung im Westturm den Flammentod sterben mussten.

Dieser Hussenstein befindet sich hier:

Beim nebenstehenden Stadtrundgang kommen Sie auch beim Hussenmuseum vorbei.

Begeben Sie sich doch gleich auf einen Stadtrundgang durch Konstanz auf den Spuren des Konzils:

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Stadtrundgang auf den Spuren des Konzils
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Konzil von Konstanz - Stadtrundgang.pdf
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Hochzeitspläne: das Schloss in napoleonischen Händen

1836 erwarb Jérôme Bonaparte, ehemaliger König von Westfalen und jüngster Bruder von Napoleon I, das Schloss Gottlieben im Hinblick auf eine mögliche Heirat seiner Tochter Mathilde mit Prinz Louis Napoleon.

Doch die Liebe und eigensinnige junge Herren gehen zuweilen nicht die vorgezeichneten Wege...

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das Schloss in napoleonischem Besitz
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Operngesang "privé"

1950 kaufte die berühmte Opernsängerin Lisa Della Casa das Schloss und füllte es mit Antiquitäten aus ihren Welttourneen.

 

Allerdings riegelte sie (und seit ihrem Tod 2012 ihre Erben) das Schloss hermetisch gegen jeglichen Besuch ab; selbst renommierten Historikern oder der Denkmalpflege bleibt jeglicher Eintritt verwehrt.

Bei aller Bewunderung für einen virtuosen Koloratursopran: das Schloss braucht wieder einmal einen ordentlichen Frühlingsputz!



Das Schloss ist nun verkauft


Die Infotafel des Amtes für Archäologie TG beim Schloss Gottlieben:


Infotafel 1. Teil

Infotafel 2. Teil

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Infotafel Schloss Gottlieben
Tafel des Amtes für Archäologie TG
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Der Fundobjektbeschrieb des Amtes für Archäologie

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der Objektbeschrieb des Schlosses Gottlieben vom Amt für Archäologie
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Objektinformation Fundstelle Schloss Got
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Ein geschichtlicher Rundgang durch Gottlieben

Begeben Sie sich auf diesen geschichtlichen Rundgang durch Gottlieben, den Esther Bächer zusammengestellt hat.

 

Zu jedem der sieben Standorte finden Sie auf dieser Zusammenstellung interessante Hintergrundinformationen.



Literatur und Quelle

 

Ich verweise nicht zum erstenmal auf dieses ausgezeichnete Standardwerk (richtig, es ist das teure, das aber seinen Preis wirklich wert ist):

 

R. Abegg, P. Erni, A. Raimann: Rund um Kreuzlingen, die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau; GSK Bern; Bestellung hier

 



Die originellen und edlen Mitbringsel aus Gottlieben

Ach ja, wenn wir schon beim Thema Gottlieben sind: Suchen Sie noch ein originelles und typisches Geschenk, Dankeschön oder Mitbringsel (anstelle der phantasielosen "Merci-Schoggistängeli")?

Dann nehmen Sie beim nächsten Besuch die Gottlieber Delikatesse mit: die Gottlieber Hüppen, geschichtsbewusst verpackt in der Gottlieben- oder Arenenberg-Geschenk-Schmuckdose!