Das ehemalige Spital, ein Armenhaus


der Marktplatz mit dem ehemaligen Spital links hinten
der Marktplatz mit dem ehemaligen Spital links hinten

Ein Spital (oder "Bindhaus"; von verbinden) wurde 1578 am Ostrand des Marktplatzes gebaut, etwa beim heutigen Café Mohn.

 

Es war aber nicht nur ein Krankenhaus wie heute, sondern vor allem ein Heim für Arme, Bettler und Kriegsinvalide.


Mit auswärtigen Bettlern war man allerdings äusserst rücksichtslos; sie wurden verprügelt und aus der Gemeinde gejagt oder gekarrt, oft in regelrechten "Betteljagden".


Aquarellierte Federzeichnungen, Daniel Düringer (1720-1786), Steckborn
Aquarellierte Federzeichnungen, Daniel Düringer (1720-1786), Steckborn

Aus dem Armengesetz von 1712:

"Bettler, Strolche, Heiden, Zigeuner und Landstreicher soll man allen Orten abschaffen, sie zurück wieder aus dem Land weisen, und wenn sie sich weigern oder mit Diebstahl sich vertraben, dieselben abprügeln, auf die Galeeren schicken, peinigen oder gar hinrichten."



Hilfe nur für Bürger

Besonders häufig waren Witwen und Waisen von Armut betroffen (3/4 der Armen waren Frauen), aber auch Verunfallte und Invalide (viele ehemalige Söldner), Alte und Kranke, körperlich oder geistig Behinderte, Knechte, Mägde und Tagelöhner.

Die Armenfürsorge war lange Aufgabe der Kirchen, die dafür einen Armenfonds unterhielten. Dieser wurde aus Kirchensteuern oder oft durch grosszügige Zuwendungen reicher Familien geäuffnet.

Allerdings wurde nur für die Bürger der eigenen Gemeinde gesorgt - bettelnde "Hintersassen" oder Bürgerlose wurden verprügelt und aus der Gemeinde verjagt oder gekarrt, oft in regelrechten "Betteljagden".

"Im Jahre 1719 erhielten die Quartierhauptleute die Erlaubnis, durch sogenannte Betteljagden die Gauner, Zigeuner, Kessler und Korbmacher, mit ihren Weibern und Kindern, wie Gewild aus dem Lande zu treiben... es erhob sich gewöhnlich die ganze männliche Bevölkerung, durchstreifte Feld und Wald und scheuchte das Gesindel vor sich her; dann wurde sie durch das folgende Quartier (die Nachbargemeinde) abgelöst, und so ging es fort bis an den See und Rhein, wo man die beschwerlichen Gäste prügelte und hinüber schiffte..." (Pupikofer, 1836)


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Das Bettelbrünneli im Westen Weinfeldens

das Bettelbrünneli heute
das Bettelbrünneli heute

Die Bettler, die aus Märstetten fortgejagt wurden, hatten sich jeweils beim "Bettelbrünneli" im Westen von Weinfelden versammelt, um dann gemeinsam auf die Suche nach barmherzigen Einwohnern zu gehen.