"Oh Land, das der Thurstrom sich windend durchfliesst" (der Text des Thurgauer Liedes stammt auch von einem Weinfelder, J.U. Bornhauser, der allerdings schon mit 23 Jahren verstorben ist) - diese Mäander wanden sich tatsächlich durch das ganze Thurtal und suchten sich immer wieder ein neues Bett.
Oft drängten die Weinfelder mit "Wuhren", eingesteckten Weidengeflechten, die Thur wieder Bussnang zu, um Land zu gewinnen - worauf die Bussnanger natürlich das gleiche Spiel in der andern Richtung trieben.
Solche bösartige Nachbarschaftsstreit-Streitigkeiten sind auch von anderen sich gegenüberliegenden Dörfern bekannt, zum Beispiel Märstetten - Amlikon oder Wigoltingen - Eschikofen.
Nach dem Hochwasser von 1876 wurde die Thurkorrektion an die Hand genommen und der Fluss in ein fast schnurgerades Bachbett gezwängt. Dieses Riesenbauwerk wurde 1890 beendet - aus heutiger Sicht etwas übers Ziel hinausgeschossen, denn mancherorts (auch in Weinfelden) werden Teile des Thurlaufs mit zweistelliger Millionenbeträgen wieder renaturiert.
Immer wieder wurde Weinfelden von Hochwassern überschwemmt - nicht immer nur von der Thur, sondern auch vom Giessen, wie im Jahre 1876.
In der Weinfelder Chronik lesen wir:
"Die zweite Juniwoche des Jahres 1876 war für Weinfelden wie für weite Gegenden unseres Landes eine verhängnisvolle: Überschwemmungen, wie man sie noch nicht erlebt hatte, der Ort war nur noch eine Halbinsel; die Thur bildete bis Amlikon einen einzigen See, Keller und Stallungen mit Wasser füllend.
Die Parterrelokale musste man räumen; was man konnte, wurde in die oberen Stockwerke befördert, da das Wasser in die nieder gelegenen Lokale und Wohnungen zu Fenstern herein lief.
In Bussnang hatte das Wasser des Furtbachs Häuser weggeschwemmt, auch das Notariatsbureau samt Büchern, Zivilstands- und anderen Akten. Sie wurden in Rüdlingen am Rhein in einer Kiste gefunden und dann wieder in ihre Heimat spediert."
Des einen Freud, des andern Leid: auf dem Marktplatz sind viele Knaben in Waschzubern "Schiffli gefahren", ähnlich wie auf dieser Foto von Hans Baumgartner.
Nach diesem Hochwasser wurde dann wie gesagt die Thurkorrektion an die Hand genommen, die 1890 fertiggestellt wurde.
Noch 1930 erinnerte sich Jakob Bornhauser aus Weinfelden an das Hochwasser von 1876, das er als Kind miterlebt hatte:
(Die Tonqualität war damals leider noch nicht so gut wie heute... Lesen Sie die Transkripition mit, um es besser zu verstehen:)
Auf dieser Webseite können Sie die aktuellen Hydrodaten der Thurgauer Gewässer abfragen.