Vom Napoleonturm aus geniessen Sie eine grandiose Rundumsicht. Was Sie aber vor allem sehen, ist Wald: den Ermatinger und den Tägerwiler Wald (der Turm selbst steht gerade noch auf Gemeindegebiet von Wäldi).
Dieser Wald hat verschiedenste Ansprüche und Aufgaben zu erfüllen:
In den regionale Waldplänen werden die Ziele der Waldentwicklung, die verschiedenen Waldfunktionen und -aufgaben festgehalten, aber auch die vielfältigen Ansprüche und Erwartungen der Öffentlichkeit koordiniert.
Das sind unter anderen:
Waldeigen-tümer
Gemeinden
Jäger
Holzverarbeiter
Naturschützer
Jogger
Reiter Spaziergänger
Schulen
Jugendvereine
OL-Läufer
Hundehalter oder die Landwirtschaft
Das ist ein Kartenausschnitt aus unserer Region:
ein Baum wird nach "alter Schule" gefällt (Foto: Bürgergemeinde Ermatingen)
mit der Kettensäge
mit dem Harvester werden Bäume bis etwa 40 cm Durchmesser "geerntet"
Quelle: Die folgenden Informationen beziehen sich auf den Tägerwiler Bürgerwald und entstammen dem empfehlenswerten Buch "Tägerwilen. Ein Thurgauer Dorf im Wandel der Zeit" von P. Giger, E. König und M. Surber.
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Eine Schuppis war ein kleinerer Bauernhof. Ihm standen - falls er von Tägerwiler Bürgern bewirtschaftet wurde - ein gewisser Anteil der jährlichen Holznutzung im Bürgerwald zu.
Ein typisches Schuppisrecht umfasste jährlich einen Wagen Stangenholz, fünf Klafter (15 Ster) Brennholz und bei Bauvorhaben 12 Eichen.
Der Bürgerwald bildete denn auch den Reichtum und die Kapitalreserve der Gemeinde.
Manche Schuppissen haben diesen Namen noch lange getragen:
Argwöhnisch und misstrauisch wurde die strickte Einhaltung der Nutzungsvorschriften im Wald überwacht. Einem der zwei Förster stand zeitweise nur die Aufgabe zu, die Waldnutzung zu überwachen. Fehlbare wurden ins "Frevlerbüchlein" eingetragen; für Unbelehrbare richtete man sogar ein Arrestlokal ein.
Das ist ein Ausschnitt einer Waldkarte von 1794; es umfasst das Waldstück östlich der heutigen Kreuzstrasse:
aus der Legende:
- Laub Waldung
- Dan u. Fohren Waldung
- Heuwachs
- Ackerfehld ...
Ausschnitt aus der Karte "Gerichtsgrenzen Wäldemer Lehen 1794"; Staatsarchiv TG; Slg 1, K/P 1830
Es fällt auf, mit wie vielen Waldwiesen (Heuwachs) der Wald durchsetzt war.
Der historische Napoleonturm über dem niedrigen Buschwald - es war Mittelwald zur Brennholznutzung.
Der historische Napoleonturm in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts war nur 21 m hoch (halb so hoch wie der heutige) - und doch überragte er den Wald bei weitem.
Der heutige Wald ist zum Vergleich etwa 30 m hoch.
Dieser extrem niedrige Wald war so genannter Mittelwald: Er bestand aus einer Hauschicht, die der Produktion von Brennholz diente und sich je nach Baumart zwischen 10 - 30 Jahren aus Stockausschlägen erneuerte. Die wichtigsten Baumarten waren Hagebuche, Esche und Erle.
"Auf dem Seerücken sind die Waldungen aus Laubholz zusammengesetzt, nämlich aus Buchen, Hagebuchen, Eichen, Erlen, Ahorn, Eschen, Birken, wilden Äpfel-, Birn- und Kirschbäumen und einzelnen Rottannen, Weisstannen und Kiefern. Die Laubholzbäume sind daselbst auch häufig zu
Unterholz verstümmelt und mit andern sonst Hecken bildenden Gesträuchen gemischt."
(A. J. Pupikofer, der Kanton Thurgau; 1837)
Dieses Diagramm zeigt, wie sich die Populationen von Mäusen und Füchsen nach einer virtuellen Tollwutbekämpfung entwickeln, wenn fast alle Füchse plötzlich vernichtet werden.
Scrollen Sie einmal etwa nach unten zur Populationsdynamik - das Thema ist wirklich nicht nur für Schüler interessant.
Simulieren Sie mit diesem Excel-Programm die gegenseitige Abhängigkeit einer Räuber-Beute-Beziehung, hier zwischen Mäusen und Füchsen.
Greifen Sie ins System ein und beobachten Sie, wie sich die Räuber- und die Beutepopulationen verhalten.
Wie komplex, vernetzt, dynamisch, anpassungsfähig und plastisch-stabil ein Ökosystem ist, lesen Sie im Dokument rechts - aber auch, weshalb in ökologischen Fragen mancherorts zu schnell rot statt grün gesehen wird.