Die Zeit der Seeufersiedlungen (Pfahlbauten) begann etwa 4200 v.Chr. und dauerte mit Unterbrechungen bis
ca. 800 v. Chr.
Erstmals lebten diese Menschen sesshaft und betrieben Ackerbau und Viehzucht.
Während man die erste Zeit der Pfahlbauten noch zur Jungsteinzeit rechnet, kam ab 2200 v. Chr. die Bronze auf, nach der die Bronzezeit benannt wird.
Rund 100 Fundstellen von Siedlungen aus der
Pfahlbauzeit sind allein rund um den Bodensee bekannt.
Viele von ihnen gehören seit 2011 zum Weltkultur-erbe der UNESCO.
Das «Bauland» am Seeufer war bereits baumfrei, Hauspfähle waren im weichen Boden leicht einzurammen und das fischreiche Wasser lag gleich vor der Haustür.
Die nebenstehende Zusammenstellung zeigt die wichtigsten Fundorte im Thurgau mit ihrer Zuteilung zu den geschichtlichen Epochen.
Zu den wichtigsten Fundorten im Thurgau gehören in der Jungsteinzeit in der Zeit von ca. 3900 - 3500 v. Chr. die Insel Werd bei Eschenz, Steckborn-Turgi, Pfyn-Breitenloo und Arbon-Bleiche.
Ürschhausen-Horn, wiederum die Insel Werd und Thurberg auf dem Ottenberg (eine Höhensiedlung) datieren in die späte Jungsteinzeit ca. 2700 - 2500 v. Chr.
In die Bronzezeit von ca. 2200 - 800 v. Chr. fallen Eschenz und immer nochdie Insel Werd, Ürschhausen-Horn, aber auch die Höhensiedlung Hohenrain bei Wäldi (beim Standort des historischen Napoleonturms).
Die Häuser wurden aus Holz gebaut (erst die Römer verwendeten Stein); für tragende Elemente benutzte man vor allem die Eiche.
Am Bodensee stand ein Grossteil der Bauten auf Pfählen. "Pfahlschuhe" verteilten das Gewicht auf eine grössere Fläche.
An kleineren Seen wurden die Häuser meist ebenerdig errichtet. Die Wände konnten aus Rundholz, einfachgespaltenen Stämmen, Brettern oder auch aus Flechtwerk gefertigt sein.
Lehm wurde häufig zur Isolierung der Wände und Fussböden verwendet.
Fast alle Gebäude bildeten eigenständige, mit Backöfen und Herdstellen ausgestattete Wohn- und Wirtschafts-einheiten.
Dort wurden nicht nur nur das persönliche Hab und Gut, sondern auch Erntevorräte und Arbeitsgeräte gelagert und handwerklichen Tätigkeiten nachgegangen.
Die Pfahlbauer hatten den Übergang von den umherziehenden Jägern und Sammlern zu den sesshaften und produzierenden Landwirten vollzogen. Ackerbau und Viehzucht spielen für die Ernährung nun die wichtigste Rolle, wobei Fischerei, Jagd und saisonale Sammeltätigkeit den Speisezettel ergänzten.
Hartweizen sowie Einkorn, Emmer und Gerste waren dabei in der Jungsteinzeit, Gerste, Dinkel und Hirse in der nachfolgenden Bronzezeit die wichtigsten Gerteidesorten.
Hülsenfrüchte wie Erbse, Bohne, Linse lieferten das pflanzliche Eiweiss.
Rinder, Schweine und Ziegen, etwas später auch Schafe, wurden domestiziert. Rinder wurden nicht nur des Fleisches und der Milch wegen geschätzt, sondern in späteren Zeiten auch als Zugvieh eingesetzt.
Das ist ein Fischerhäuschen über einer Reusenanlage, die jeweils zur Laichzeit der Hechte reichen Fang abwarf (nachgebaut im Federseemuseum Bad Buchau).
Fisch bildete schon zur Zeit der Pfahlbauer eine Hauptnahrungsquelle. Allerdings standen noch nicht die heutigen Fangmethoden zur Verfügung!
(die unten stehenden Infotafeln der Ausstellung "nachgehakt" stammen vom Amt für Archäologie Thurgau)
Fischerei zwischen
Alb und Alpen
Leinen-Fischerei
Angelhaken aus Bronze
Reusen-
Fischerei
Anglerpech vor 8000 Jahren ...
Fischsuppe der Pfahl- bauer
Eine besonders wichtige und mittlerweile gut dokumentierte jungsteinzeitliche Siedlung befand sich bei Pfyn-Breitenloo, rund1.5 km westlich von Pfyn, zwischen zwei verlandenden Weihern, eingebettet in zwei Seitenmoränen des ehemaligen Thurgletschers.
Das ganze Dorf aus mindestens 17 Häusern wurden innerhalb weniger Jahre erbaut; die verwendeten Hölzer wurden in den Jahren 3707 - 3704 v. Chr. geschlagen.
Diese Siedlung ist archäologisch so bedeutsam, dass nach ihr die "Pfyner Kultur" benannt wird.
2007 realisierte das SRF die Sommerserie "Pfahlbauer in Pfyn".
Schon cool, dass wir uns dank Youtube 6'000 Jahre zurückversetzen können:
Das Amt für Archäologie hat sogar dazu ein Ausgrabungs-Simulationsspiel zu diesem Fundort entwickelt; probieren Sie es mit Ihren Kindern aus!
Bronze ist eine Legierung von etwa 90% Kupfer und 10% Zinn. Das Kupfererz der Bronzezeit stammte aus dem Alpenraum. Lagerstätten von Zinn gab es im Erzgebirge, im und in der Bretagne.
Aus Bronze wurden ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. Waffen, Geräte und Schmuck gefertigt.
Funde von Gussformen und Werkabfällen aus Arbon-Bleiche, der Insel Werd und Ürschhausen- Horn bezeugen, dass sich in diesen bronzezeitlichen Siedlungen kleine Giessereien befanden.
Die Bronzegiesser waren spezialisierte Handwerker und beherrschten komplizierten Techniken wie Überfangguss oder Wachsausschmelzverfahren.
Viele Überreste von Pfahlbau-siedlungen am Seeufer sind recht gut erhalten, weil in der feuchten Erde oder im Wasser der Luftsauerstoff für die Zersetzung der organischen Stoffe gefehlt hat.
Anders ist das bei Land- und Höhensiedlungen: Von solchen sind nur spärliche Überreste erhalten - von vielen dürften alle Spuren verschwunden sein.
Zu den wichtigsten Höhensiedlungen in der Region gehören Sonnenberg bei Stettfurt, Thurberg bei Ottoberg und Hohenrain bei Wäldi.
Diese damals weitherum grösste Siedlung befand sich beim damals höchsten Punkt bei Hohenrain, wo später auch der historische Napoleonturm stand.
Nicht alle bekannten Siedlungen werden heute ausgegraben und archäologisch ausgewertet. Die Forschungsmethoden entwickeln und modernisieren sich, und man wird in Zukunft mehr Erkenntnisse gewinnen können, wenn dann noch originale Fundstellen mit besseren Methoden ausgewertet werden können.
Dazu sollen Fundstellen auch vor Erosion geschützt und so "konserviert" werden. Zu diesem Zweck wurde die Fundstelle Ermatingen Westerfeld mit einer Vliesfolie und Armierungsnetzen abgedeckt und mit Kies überschüttet.
Die Stelle liegt vor dem Ermatinger Strandbad, wo diese Infotafel des Amtes für Archäologie steht:
Nehmen Sie zum Thema Kontakt auf mit dem Archäologie, das bei Ihrem Schulhaus vorbeikommt:
Leihen Sie sich den "Steinzeitkoffer" mit Fundmaterialien, Dokumentationen dazu, Informationen, einer Steinzeit-Werkstatt usw. aus:
Das Freilichtmuseum Unteruhldingen bietet verschiedene Führungen und Projekte für Schulklassen an:
Kombinieren Sie Ihren Ausflug nach Unteruhldingen mit dem Besuch des Archäologischen Landesmuseums in Konstanz.
Die Ausstellung "Welt der Pfahlbauten" präsentiert sich im modernen Outfit und beleuchtet nach den neuesten Forschungsergebnissen Handelskontakte, Wirtschafts-weisen, Lebensgewohnheiten und Kult in der stein- und bronzezeitlichen Pfahlbauzeit.
Vergleichen Sie allenfalls das Leben der Pfahlbauer mit jenem von heutigen Indianern im Amazonasbecken - die allerdings den Übergang von der Steinzeit in die heutige Zivilisation in extrem viel kürzerer Zeit bewältigen müssen...
Hier einige Bilder von Shipibos und Campas in Peru: