Louis Napoleon, der spätere Kaiser Napoleon III. von Frankreich, hat einen grossen Teil seiner Jugend auf Arenenberg verbracht.
Er wurde Ehrenbürger des Kantons Thurgau und sprach Thurgauer Dialekt.
Louis Napoleon veranlasste zusammen mit Charles Parquin von der Fremdenpension Wolfsberg den Bau des historischen Napoleonturms Belvédère.
Lesen Sie diese ausführlichere Chronologie über das Leben von Louis Napoleon - aus "Arenenberger Sicht" sozusagen.
Heute leben noch zwei Nachkommen der napoleonischen Familie, aber aus der Linie über Jérôme, wie die NZZ berichtet.
Napoleon I. war mit der Witwe Joséphine de Beauharnais verheiratet; ihr Mann war im Zuge der Franzöischen Revolution unter der Guillotine hingerichtet worden.
Joséphine brachte einen Knaben und ein Mädchen mit in die Ehe: Eugène und Hortense. Allerdings blieb die Ehe mit Napoleon kinderlos, ihm blieb der ersehnte Stammhalter verwehrt.
In der Folge liess er sich von Joséphine scheiden; Marie-Louise von Österreich gebar ihm dann einen Sohn (Napoleon II, Herzog von Reichstadt), der aber kränkelte und schon mit 21 Jahren an Tuberkulose starb.
Nachdem Napoleon Kontinentaleuropa erobert hatte, setzte er vielerorts seine Brüder als Könige ein, so auch Louis als König von Holland.
Auf Anordnung Napoleons musste ihn Hortense heiraten (deshalb nannte man sie fortan "Königin"), die Ehe blieb aber unglücklich und die Beiden lebten meist getrennt.
Trotzdem gebar Hortense drei Kinder: Napoleon Charles starb früh an Diphterie, Napoleon Louis (er sollte später beim Vater aufwachsen) und eben Louis Napoleon.
Nach der Niederlage von Waterloo und der Verbannung von Napoleon I. nach St. Helena hatte auch Hortense, die damalige "First Lady" in Paris, mit ihrer Familie Frankreich zu verlassen und sich ein Exil zu suchen.
So kam Hortense auf Umwegen mit ihrem Sohn Louis Napoleon und ihrer Entourage 1815 nach Konstanz, wohl weil ihre Cousine Stéphanie de Bauharnais ins Grossherzogtum Baden eingeheiratet hatte.
Zuerst residierte sie im Hotel Adler am Marktplatz.
Später liess sie sich im Zumsteinschen Gut in Petershausen nieder und kaufte sich gleich schon einen ersten Landsitz, das Seeheim neben der heutigen Therme.
Unmittelbar vor diesem Zumsteinschen Gut befindet sich jedes Jahr der Start zum Konstanzer Frauenlauf - und dieser führt dann auch noch unterhalb des Seeheims durch. Ein Lauf sozusagen auf historischen Spuren von Hortense!
Unter Männern: Schenken wir unseren Frauen doch einmal etwas wirklich Unerwartetes zum Geburtstag, nämlich einen Startplatz an diesem Lauf!
Erfahrungsgemäss punkten Sie mit solchen Geschenken am meisten, wenn Sie gleich noch einige gemeinsame Vorbereitungstrainings anbieten! So etwas wird zuweilen mehr geschätzt als rote und gelbe Rosen.
Hortense hatte den Landsitz Arenenberg vor dem Kauf nicht nur gut studiert, sondern gleich auch noch selbst gezeichnet, zusammen mit dem Schloss Salenstein.
Am 10. Februar 1817 kaufte sich Hortense noch einen zweiten Landsitz, nämlich den Arenenberg bei Salenstein.
Die argwöhnischen Siegermächte (Hortense wurde über Jahre bespitzelt) übten in der Folge Druck auf Baden aus, so dass Hortense Konstanz wieder verlassen musste.
Nun zog sie nach Bayern unter den Schutz von Maximilian Joseph, dem Schwiegervater ihres Bruders Eugène, nach Augsburg. Dort erhielt Louis Napoleon bis 1823 auch seine Schulbildung.
Immer öfter zog es Hortense aber zurück nach Arenenberg, wo sie sich später mit Genehmigung des Kantons Thurgaus denn auch niederlassen durfte.
Sie haben gelesen, dass Louis Napoleon das Gymnasium in Augsburg besucht hatte. - Kürzlich hat Urs Baumberger aus Raperswilen diese Kupfermünze aus Augsburg in seinem Acker auf dem damaligen Weg Fischbach-Ifang gefunden - gut möglich also, dass sie seinerzeit von Louis Napoleon auf einem wilden Ritt über den Seerücken verloren worden war.
Ab 1823 liessen sich Hortense und Louis Napoleon definitiv auf Arenenberg nieder. Louis Napoleon erhielt vorerst noch weiter Privatunterricht durch Hauslehrer aus Konstanz.
Später widmete er sich intensiven Studien zur Militärgeschichte und der Politik; er verfasste einige Schriften wie "politische Träumereien", "politische und militärische Betrachtungen über die Schweiz", "Handbuch der Artillerie", "Napoleonische Ideen" oder später die "Geschichte Julius Cäsars".
1830 besuchte er die Militärschule in Thun unter Oberst Dufour und wurde später Hauptmann der Artillerie; er war auch Gründungsmitglied des Thurgauer Schützenverbandes.
Zuhause bastelte er oft an Kanonen, die er zu perfektionieren suchte, und veranstaltete dazu regelmässige Schiessübungen über den Untersee auf die Insel Reichenau.
Zum Glück gab's damals dort noch keine gläserne Treibhäuser!
1832 wurde Louis Napoleon zum Ehrenbürger der Gemeinde Salenstein und des Kantons Thurgau ernannt.
In seiner Freizeit betätigte er sich gerne sportlich beim Reiten, Fechten oder Schwimmen. Auf dem Bodanrück hatte er lange ein grosses Jagdrevier gepachtet.
Er war ein Lebemann und Schürzenjäger, der seine Freiheiten grosszügig genoss und auskostete, im Ausgang (oft in Konstanz) und auch in Bezug auf das andere Geschlecht. Er hat etliche uneheliche Kinder gezeugt - zu einigen Vaterschaften ist er gestanden (dann hat Hortense die Alimente bezahlt), andere hat er abgestritten.
Generalvikar und Freund Ignaz von Wessenberg aus Konstanz hatte Hortense einmal nahegelegt, Louis Napoleon in Bezug auf die Damenwelt "einen passenden Zügel" anzulegen - doch dieser legte ihn scheinbar lieber seinen Pferden an als sich selbst...
Louis Napoleon hatte eine charakteristische Nase; meine Grossmutter aus Salenstein hat immer gesagt, sie kenne heute noch viele "sottigi Nase"...
Hier finden Sie ein Beispiel einer solchen Nase.
Die Kommentare aus der Bevölkerung reichen denn auch von "Kavaliersdelikte" bis zu "huere Sauhund", mit klarer Tendenz auf das zweite.
Eine Mundart-Erzählung zum Thema finden Sie auf der Seite über den Thurgauer Dialekt.
Man sagt, dass bis heute in einem Umkreis von einem Tagesritt um den Arenenberg mit franzöischen Jasskarten gespielt werde, nicht mit deutschen.
Einmal soll Louis Napoleon zu schnell durchs Schnetztor nach Konstanz galoppiert sein und bekam dafür eine Busse. Diese hat er gleich doppelt bezahlt, mit den Worten: "Wissen Sie, hinaus reite ich dann wieder gleich schnell."
Im Juli 1832 starb Napoleon II. (der direkte Nachfahre Napoleons I.) jung an Tuberkulose. Louis Napoleon sah sich nun als nächster auf der Liste der Thronfolger.
Ein Putsch in Strassburg sollte diese Thronbesteigung etwas beschleunigen, doch spielten in der Kaserne nicht alle Offiziere wie geplant mit; Louis Napoleon wurde gefangen genommen und in die Verbannung nach Amerika geschickt.
Als er erfuhr, dass seine Mutter Hortense mit Krebs im Sterben lag, kehrte er (ohne Erlaubnis) nach Arenenberg zurück. Hortense starb am 5. Okt. 1837 in seinen Armen.
Nun bestand Frankreich aber hartnäckig mit Kriegsandrohung auf einer Ausweisung aus der Schweiz; Louis Napoleon begab sich nach England. Von dort aus scheiterte ein zweiter Putsch bei Boulogne-sur-Mer kläglich; Louis wurde zu lebenslänglicher Haft in der Festung Ham in der Normandie verurteilt. Sechs Jahre später gelang ihm als Maurer verkleidet die Flucht, wiederum nach England.
Sein ganz grosser Tag folgte dann aber am 10. Dez. 1848, als er zum Präsidenten der Zweiten Republik Frankreichs gewählt wurde.
1851 musste mit einem Staatsstreich noch etwas nachgeholfen werden: 1852 liess er sich zum Kaiser Napoleon III. ausrufen.
Nun war er am Ziel seiner Träume, in den Fussstapfen seines Onkels Napoleon I. Bonaparte.
Der verlorene deutsch-französische Krieg 1870/71 kostete ihn dann aber den Thron. Er wurde gefangen genommen und begab sich nach Kriegsende nach England, wo er bald an einer Gallenblasenoperation starb.
Seine spanische Witwe Eugénie besuchte Arenenberg noch einige Male. Vor ihrem Tod schenkte sie 1906 das Anwesen dem Kanton Thurgau.
Heute beherbergt das Schloss das Napoleonmuseum, in den umliegenden Ökonomiegebäuden wurde das heutige Landwirtschaftliche Betriebs- und Beratungszentrum LBBZ eingerichtet.
"Genehmigen Sie die Versicherung meiner Hochachtung und Freundschaft.
Napoléon Louis Bonaparte."
Lesen Sie diese Recherche von Thomas Wunderlin in der Thurgauer Zeitung
Ida Sandl hat den Krieg aus der Sicht "unseres Thurgauer Kaisers" Napoleon III. gut zusammengefasst.
Der Thurgau nahm in der Folge 4'000 geschlagene Soldaten der Bourbaki-Armee auf. 540 davon wurden im Pestalozzi-Schulhaus in Weinfelden einquartiert (die Knaben mussten dann ins Rathaus zur Schule, die Mädchen bekamen frei - eine himmelschreiende Ungerechtigkeit!!!).
Lesen Sie hier, wie sich diese Internierung damals in Weinfelden abgespielt hat.
Besuchen Sie das Napoleonmuseum auf Schloss Arenenberg, wenn möglich mit einer Führung.
Alle nötigen Informationen dazu finden Sie auf der Website des Museums.
Charles Thélin erinnert sich an seine Zeit als königlicher Diener auf Arenenberg und erzählt dabei über das Schloss, die Personen und die wichtigsten Ereignisse in der liebevoll-ergebenen, fast etwas naiven Art des Dieners.
Geschichtlich, sprachlich und schauspielerisch überzeugend und glaubwürdig: wie gesagt "weit mehr als eine Schlossführung", es ist ein Erlebnis, c'est génial!
Das Napoleonmusem bietet diese Themenführung auf seiner Veranstaltungsseite (leider etwas zu selten) an.
Thélin pudert sein weisses Haar aber auch für private Anlässe. Am besten nehmen Sie dazu Kontakt auf mit dem Sekretariat +41 58 345 74 10.
Die Terrasse hinter dem Schloss eröffnet eine der schönsten Aussichten in der Region - das hatte Hortense selbst immer wieder betont.
Wenn Sie also Ihrer Frau wieder einmal einen romantischen Abend bieten wollen, dann wissen Sie jetzt wohin!
Zusammen mit dem Arenenberg waren zur Zeit von Louis Napoleon nicht weniger als sieben Schlösser am Untersee in französischer Hand:
Eugensberg
Ab 1819 liess der Bruder von Hortense, Eugène (daher der Name), das Schloss Eugensberg bauen - durch seinen frühen Tod 1824 war es ihm aber nicht vergönnt, jemals dort festen Wohnsitz nehmen zu können.
Seine Tochter Eugénie veräusserte das Anwesen einige Jahre danach.
Sandegg
Die Kammerdienerin und Vorleserin von Hortense, Louise Cochelet, erwarb das Schloss Sandegg 1817; sie heiratete bald darauf Charles Parquin, Besitzer der Fremdenpension Wolfsberg.
1833 brannte das Schloss ab, weil ein Holzofen überheizt worden war.
Louisenberg
Marquis de Crenay liess das Schloss Louisenberg 1835 an der Stelle des alten Kaplaneigebäudes unmittelbar neben der Kapelle Mannenbach erbauen. Er benannte es nach der Nichte seiner Frau - also nicht nach Louis Napoleon, der übrigens später ein Kaufangebot ausschlug.
Salenstein
1822 kam das Schloss Salenstein in die Hände von Charles Parquin, dem Besitzer der Fremdenpension Wolfsberg - er liess 1826 das "Neuschloss" (die linke Hälfte auf dem Gemälde) abreissen, wohl um anstehende Reparatur- und Unterhaltskosten zu sparen.
Wolfsberg
Die Fremdenpension Wolfsberg war zu jener Zeit das wichtigste Gästehaus für Besucher der napoleonischen Familie.
Sein Besitzer Charles Parquin, eher Haudegen denn Gastgeber, kam damit (und mit zwei weiteren Schlössern) aber in arge finanzielle Schwierigkeiten.
Gottlieben
1836 erwarb Jérôme Bonaparte, ehemaliger König von Westfalen und jüngster Bruder von Napoleon, das Schloss Gottlieben im Hinblick auf eine geplante Heirat seiner Tochter Mathilde mit Prinz Louis Napoleon.
Doch die Liebe und eigensinnige junge Herren gehen zuweilen nicht die vorgezeichneten Wege...
Einen Überblick über das Leben von Königin Hortense und Kaiserin Eugénie stellt Ihnen das Napoleonmusem in den nebenstehenden Pressetexten zur Verfügung:
Chris Inken Soppa
Hortense de Beauharnais - ein Leben im Schatten Napoléons
Südverlag Konstanz
Das leidensvolle Leben von Hortense vor und auf Arenenberg in spannender Romanform.
Die Form des Romans macht die Lektüre anschaulich, lebensnah, persönlich und nachvollziehbar - anders als manche Chronologien, Zeittafeln oder Biografien.
Das spannende Buch liest sich leicht - Sie werden Hortense's Leben und Leiden besser verstehen, auch ihre letzte Lebensphase auf Arenenberg.
Ich empfehle Ihnen diese Magazine aus dem Labhard-Verlag; sie sind im Museumsshop Arenenberg, im Bahnhofkiosk Ermatingen oder im Buchhandel erhältlich: