Heute wechsle ich in zwei Etappen nach Westen zum GR2, der dann nach Paris führt.
Jetzt also, wo ich nur noch Wasser trinke und langsam ins „Niemandsland“ komme, stellt sich zunehmend die Frage nach den Wasserquellen: Die zuverlässigste ist der cimetière, der Friedhof.
Eine „Durststrecke“ erleidet in den letzten Tagen meine Wäsche - ich komme immer so spät an, dass sie eh nicht mehr trocknet...
Schwellung und Schmerzen haben wenig nachgelassen heute, dafür das Lauftempo…
Heute habe ich gleich zwei Vornamen aus unserer Familie angetroffen: meinen eigenen und den Kosenamen unseres Sohnes Marcel.
Ich habe jetzt in Châtillon die Seine erreicht, hier noch ein bescheidenes Bächlein. Von nun an geht‘s also „bachab“ bis nach Paris - wenn auch auf ziemlichen Umwegen.
Die Infektion ist hartnäckig, aber nach dem Einlaufen konnte ich heute fast schmerzfrei gehen. - Die Pizza heute Abend war ja ganz ok, aber ihr habt schon gemerkt, was noch gefehlt
hat…
❌🍷!
An die langen Etappen habe ich mich schnell gewöhnt, nicht aber an den schweren Rucksack. Immer wieder schlafen mir die Schultern ein, und ich muss von Zeit zu Zeit den Rucksack anheben, damit die Schultern wieder richtig durchblutet werden.
Treue Begleiter auf den langen Waldetappen waren heute die Wildschweinspuren und die Hochsitze für die Jagd.
Heute gibt es nur eine Halbetappe, damit ich beim exklusivsten Zeltplatzanbieter der Grande Nation campieren kann, dem Château de Vaux!
Der zugewiesene Campingplatz hinter dem altehrwürdigen aristokratischen Schloss nimmt sich dann für einen unrasierten und verschwitzten Sansculotte wie mich nach der geltenden Dreiständeordnung
dann doch recht bescheiden aus - also nichts mit einem hellblauen Himmelbett im Empire-Stil… 😥
Heute geht‘s 33 km auf „routes forestières“ quer durch den Wald.
Viele andere Wanderer habe ich bis jetzt nicht angetroffen - pro 500 km genau einen. Mathematisch formuliert sind das also genau 0,002 Wanderer/km.
Airbnb heute, gleich nochmals ohne Himmelbett…
Ein Morgenkäfeli gibt’s nicht jeden Tag - aber heute gleich noch eine Bärentatze dazu!
Der Rucksack ist nicht mehr prall gefüllt, ich habe die meisten Kleider angezogen. Es ist nicht mehr manches Grad warm am Morgen.
Die Coiffeuse verwendet für meine Rasur nicht den „rasoir“, den Rasierapparat, sondern die „tondeuse“, den Langhaarschneider - so sagt mach auch dem Rasenmäher.
A propos Coiffeur und Körperpflege: Ich muss nicht mehr so viel Körper pflegen, denn ich habe 5 kg abgenommen. Der Gummigurt der Wanderhosen hält nicht mehr.
Die französische PTT hat dichtgemacht, auch ihren Briefkasten. Da bin ich schon froh, dass ich keine rotblau geränderte Luftpostbriefe mehr schreiben muss wie vor 30 Jahren in Peru und dass es
nun einfachere und schnellere Kommunikationsmittel gibt!
Heute ist der erste Tag ohne Schmerzmittel und Schmerzen gewesen.
Nach dem Start in der Morgensonne brauchte ich meine Paris-Marathon-Pèlerine wieder.
Ich bin seit einigen Tagen in der Île-de-France, in der Kornkammer Frankreichs. Das Getreide ist jetzt eingebracht, die riesigen Kornspeicher sind gefüllt. Ganze Hügelzüge sind geeggt oder
schon wieder angesät.