Wohin fliesst eigentlich das Wasser vom Bodensee, den wir vom Napoleonturm aus so gut sehen? -
Machen wir uns also auf eine Erkundungstour!
Es gibt bereits den Rheinradweg "EuroVelo 15". Er ist abwechslungsreich, gut ausgebaut, meist gut ausgeschildert - mit Tourenvelos und Bikes ein "Sorglospaket".
Leider ist dieser Rheinradweg nicht durchgehend asphaltiert. Auf dieser unteren Route habe ich die gekiesten oder geschotterten Stellen umfahren, damit man nicht nur das Velo, sondern auch das Rennrad oder - wie in meinem Fall - die Inline Skates nehmen kann:
Die Karte im Vollbildmodus:
Seit 1939 gibt es eine offizielle Rhein-Kilometrierung; der Fluss wurde ab der Rheinbrücke Konstanz entlang seiner Hauptströmung vermessen. Die Distanzen sind nun rechts und links des Rheins auf grossen Kilometertafeln angegeben - und Sie sehen immer wieder, wie weit Sie bereits gefahren sind.
Der Rhein mündet schlussendlich bei Kilometer 1032 bei Hoek van Holland in die Nordsee.
Fahrt dem Untersee entlang über Schaffhausen und durch den Klettgau nach Koblenz.
Hitzetag, deshalb kürzere Etappe im „Eco-Modus“ mit gemächlichem Tempo, regelmässigen Pausen und vielem Trinken.
Trotzdem bin ich mit einem sehr "salzigen" T-Shirt angekommen…
Früher und frischer Start in Basel - aber ohne Morgenstreich!
Im Elsass fahre ich aber nicht durch die erwarteten berühmten Weinbaugebiete, sondern durch grosse Landwirtschaftszonen der „Oberrheinischen Tiefebene“.
Heute über 40 km „tout droit“ dem Rhein-Rhone-Kanal entlang.
Die Fahrt durch den den dichten Verkehr in Strassburg erfordert dann aber nochmals meine volle Konzentration.
Heute lange dem Rheindamm entlang, allerdings oft auf Strassen mit sehr rauem und körnigem Belag.
Ich starte jeweils um sechs Uhr in der Morgenfrische. Gegen Mittag werden allerdings der Gegenwind heftiger, die Temperatur höher, der Rucksack schwerer, die Stunden kürzer und die Stundenhalte länger...
Weiterfahrt nach Speyer mit seinem weltbekannten romanischen Kaiserdom.
Gestern ist mir das Gewinde einer Rollenachse kaputt gegangen. Ein Velomech-Werkstattchef war heute völlig ratlos; eine pensionierte Sportartikelverkäuferin in einem kleinen Sportgeschäft hat aber ganz unverhofft noch ausgestaubtes Ersatzmaterial gefunden - in meinen Augen ein Engel vom Himmel! So fahre ich gleichsam wieder mit acht Zylindern, es ist himmlisch!
Nach einigen Clochard-Übernachtungen finde ich heute wieder mal etwas Anständiges. Die Wäsche ist wieder sauber, me too.
Heute von einem romanischen Weltkulturerbe zum andern: von Speyer nach Worms.
Seit dem Reichstag zu Worms 1527, dem Disput zwischen Luther und Karl V., gibt es die Kirchenspaltung, also die katholische und die evangeliche Konfessionen. Wenn ich nun heute vor diesem Dom ein Bier trinke, kann ich mir kaum ausmalen, welch wichtige Weichen damals in diesem Gemäuer gestellt worden waren…
Wenn ein deutsches Dörfli oder Städtli etwas auf sich hält, legt es seine Trottoirs und Radwege (!) mit Verbundsteinen aus. Diese sind mit meinen Inlines kaum befahrbar. Man kommt nicht vorwärts, und die Fussgelenke beginnen durch das dauerne Geholper schnell zu schmerzen.
Im Allgemeinen habe ich eine Engelsgeduld, vor allem mit Menschen - einfach nicht mit Computern oder Verbundsteinen.
Mit der Mittagspause mache ich es genau umgekehrt: Ich bewege mich den ganzen Tag, aber nicht während der Mittagspause, wie heute unter dieser schattigen Linde.
Halbzeit in Mainz! Das Bodenseewasser und ich haben nun rund 500 km zurückgelegt.
Allerdings habe ich nach dem Morgenstraich in Basel nun auch den Fasching in Mainz verpasst. Ich muss glaub einsehen, dass sich ein Ermatinger mit der Groppenfasnacht zu begnügen hat, so mit Panikorchester, Kinderumzug und Frauenfürzen…
Aus den heutigen Tagesfotos seht ihr, was mir grosse Freude bereitet hat und was etwas weniger.
Auf in einen neuen sonnigen und guten Tag, und zwar durch das obere Mittelrheintal.
Heute muss ich dem Gesang der Loreley auf ihrem Felsen widerstehen - aber keine Angst, ich lasse mich nicht von der erstbesten Blondine vom Kurs abbringen!
Das ist er nun also, dieser berühmte Felsen. Offen gestanden, bin ich allerdings schon sehr enttäuscht: Die Loreley ist nicht zugegen. Dabei hätte ich mich so sehr gefreut, einmal einer solch unwiderstehlichen Versuchung tief ins Auge (resp. in die himmelblauen Augen) blicken zu können! - Und selbst mit den eigens eingelegten frischen Batterien in den Hörgeräten war von ihrem betörenden Gesang nichts zu vernehmen, nur das Rattern der Rollen auf den Verbundsteinen.
So blieb mir also eine einzigartige Lebenserfahrung vorenthalten, dafür bin ich noch wohlauf und nicht an einer schroffen Felsklippe zerschellt.
Aber wer weiss: Vielleicht träume ich diese Nacht ja ganz gefahrlos von der Loreley…
Durch Ludwigshafen und Mainz lange auf Verbundsteinen
Nun bin ich doch schon verschiedentlich Altbekanntem in neuer Form begegnet: So bin ich durch Homburg gefahren und habe den Giessen überquert; aus Ludwigshafen (nicht am Überlinger See, sondern hier am Rhein) nehme ich die Bewunderung für die Geduld der deutschen Strassenbauer beim endlosen Verlegen aller Arten von Verbundsteinen mit; und soeben bin ich ein zweites Mal durch ein Koblenz am Rhein gefahren - nicht jenes bei der Aare-, sondern jenes bei der Moselmündung.
Körperlich geht alles ganz gut; die Fussgelenke beginnen bei dem Geholper und den Vibrationen jeweils etwas zu schmerzen, so dass ich in den Pausen die Füsse entlaste.
Aufmerksame Betrachter unter Ihnen haben jetzt sicherlich festgestellt, dass ich zwei verschiedene Socken trage: dicke links und halbdicke rechts. Das ist den starr-technischen Konstruktionsplänen von Rollerblade sowie den individuell-genetischen meiner Füsse geschuldet.
Aber Merino! Merinowolle ist eine Zauberwolle! Sie saugt den Schweiss auf, trocknet sofort wieder und stinkt tagelang nicht - auch wenn Sie das jetzt nicht glauben werden!
Und noch etwas: Mein Rucksack wiegt ohne Verpflegung und Getränke 9 kg. Ich habe wirklich keinen Luxus dabei und alles, was ich mittrage, schon gebraucht. Ausser die Compeed-Blasenpflaster. Mit Merinosocken gibt es nämlich keine Blasen!
Nun bin ich also 10 Tage unterwegs. Das geht gut zum Kopfrechnen.
Ich bin jetzt bei Rheinkilometer 640 ab Konstanz. Der Radweg führt natürlich nicht immer dem Rheinufer entlang. Mit all den täglichen Abstechern, Umleitungen, Rück-, Um- und Abwegen fahre ich wohl 70 - 80 km täglich.
Zum Vergleich: Die durchschnittliche Fliessgeschwindigkeit des Rheins beträgt rund 7 km/h. Somit braucht das Wasser für diese Strecke rund vier Tage.