Eine Fernwanderung auf den Spuren jener halbverhungerten und halbverzweifelten Weinfelder, die während der Hungersnot 1771 zu Fuss loszogen, um in Bellinzona Weizen zu kaufen - und in der Folge je einen 65 kg schweren Weizensack auf den Schultern zurück über die Alpen trugen...
200 km Distanz, 6'000 m Steigung, 55 Stunden Wanderzeit:
Mittwoch, den 22. Mai 2019:
"Wir verreissten also Montags, den 27. Mai 1771, unter vielen Thränen und Segenswünschen der Unsrigen und vieler Benachbarten, morgens um 4 Uhr von hier
ab, und kamen um 9 Uhr bey Fischingen an. In dem Gottshauss daselbst begehrten unsere Trager das Brodt, welches man den Durchreisenden gibt. Nachdem wir aber etwa eine Stunde gewartet, sind
wir lähr abgewiesen worden.
Wir setzten also unseren Marsch fort über den Hörnlyberg."
Diese Etappe im Detail:
Wir werden ja dann sehen, ob es 250 Jahre später im Kloster Fischingen immer noch kein Brot für hungrige Weinfelder gibt...
Donnerstag, den 23. Mai 2019:
"Wir setzten also unseren Marsch fort über den Hörnlyberg, assen in dem Rieth im Fischenthal zu Mittag, und kamen Abends um 7 Uhr in Rapperschweil an; jenseits der Brug in dem Dörflein Horden übernachteten wir, und sind daselbst gut bewürthet worden."
(die Weinfelder bewältigten 1771 also unsere beiden ersten Etappen damals gleich in einem Tag...)
Diese Etappe im Detail:
Übernachtung im Matratzenlager und im Stroh des Lützelhofes in Pfäffikon:
https://www.gruppenhaus.ch/de/haus/schlafen_im_stroh/luetzelhof/850?tab=1
Nur 100 m neben dem Lützelhof stand übrigens das Wohnhaus von Lena Toblers Urgrosseltern - es musste später der Autobahn weichen...
Freitag, den 24. Mai 2019:
"Den 28. Morgens früh reissten wir von dort durch den Canton Schweitz; in einem Gasthauss auf der Altmat nahemen wir das Frühstück. Mittags um ein Uhr passierten wir neben dem schönen Flecken Schweitz vorbei, und nach einer halben Stund kamen wir in dem Flecken Brunnen an."
Samstag, den 25. Mai 2019:
"Wir mietheten ein Schiff über den Urnersee. Als wir eine Weil auf dem See waren, zeigte uns der Schiffmann die Blatten des in der Schweitzergeschicht berühmten und grossen Verfechters der Freyheit, Wilhelm Tellen, allwo er seinem Feind und Tyrannen, dem Landvogt Geissler, entrunnen. Von da hatten wir noch eine Fahrt von ohngefehr 2 ½ Stunde, und landeten glücklich bei dem Dorff Flüehelen an.
Heute starten wir den Tag also mit der Schifffahrt über den Urnersee, vorbei an der Tellsplatte und dem Schillerstein.
Morgens früh steigten wir unter Gebätt und Seufzen auf den hohen Gotthardberg.
Nachdem wir das Dorf und die Zeichen, allwo Leuthe von herab rollenden Felsenstücken und Lauwinen erschlagen worden, aufgesteckt gesehen, passierten wir die sogenannte Teufels-Brugg und kamen in das schöne und angenehme Urseler-Thal."
Übernachtung: Schlafen im Stroh im Pferdestall Reussen in Andermatt: